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Review: Kelsea Ballerini + Brett Young (25.04.19)

Wenn wir in den Staaten im Urlaub sind, checke ich regelmäßig die Events in den Städten während unseres Aufenthalts. Drüben treten ja oft viel mehr Country-Acts auf als in Deutschland – die Chance muss man nutzen. Obwohl wir uns ja dieses Jahr in Deutschland nicht beklagen dürfen.

Somit hatten wir im Florida-Urlaub Glück und haben uns Karten für Kelsea Ballerini zur „Miss me more“-Tour in der Hertz Arena in Estero sichern können.
Obwohl ich mich ja dazu bekenne, eher männliche Country-Sänger zu favorisieren, mochte ich Kelsea eigentlich schon immer ganz gern. Der Song „Dibs“ erinnert mich einfach an unsere Kentucky- und Tennessee-Reise zum CMA Festival im Jahr 2016 und somit steht sie bei mir hoch im Kurs.

Die Tickets haben uns zu zweit 97$ inkl. Gebühren gekostet – vermeintlich günstig, aber wir saßen auch im Oberrang eher weiter hinten. Für uns war es so vom Preis-Leistungsverhältnis am Besten. Hinzu kommen 10$ Parkgebühr, wenn man direkt vor der Halle parken möchte. Oder man läuft, wie wir, die 5 Minuten vom Miromar Outlet Parkplatz. Verzehr vor Ort war preislich ok – zu bezahlen war fast überall nur in bar.
Der Eintritt erfolgt rein durch die App des Veranstalters. Da wir diese aufgrund der deutschen Handys nicht runterladen könnten, mussten wir unsere Karten vorab noch an der Kasse ausdrucken lassen. In den USA – wie erwartet – super unkompliziert und easy. Nur schade, dass nicht bedacht wird, dass vielleicht auch ausländische Fans kommen 😉

Neben Kelsea wurden auch Brett Young und Brandon Radcliff als Special Guest angekündigt. In amerikanischer Manier kamen wir ganz entspannt eine Stunde zuvor, holten und noch ein Eis und starteten pünktlich um 19 Uhr ins Konzert.

Apropos Eis – die Hertz Arena ist das Zuhause der Eishockeymannschaft Florida Everblades und somit waren auch die Temperaturen wirklich eisig im Saal. Ich war froh noch etwas Leichtes für die Schultern gehabt zu haben. Das Publikum war buntgemischt, von ca. 3 Jahren bis 93 war alles abgedeckt und Cowboy-Boots waren an dem Abend natürlich durchgehend der Schuh der Wahl.

Wenn ein Amerikaner auf ein Event geht, dann läuft das immer etwas anders ab, als in Deutschland. Manche kommen erst gar nicht zum Platz solange die Vorband spielt. Die, die rechtzeitig kommen unterhalten sich noch lautstark. Man holt sich Snack, was zu essen, geht nochmal auf’s Klo – ein einziges Gewusel. Somit wurde Brandon Radcliff, der seinen Job wirklich gut gemacht hat, eigentlich eher beiläufig begutachtet und die Musik erschien eher im Hintergrund. Höflich wie die Amerikaner aber sind, wurde nach jedem Lied brav applaudiert. Schon ein Schauspiel. Nach nur 15 Minuten war Brandon dann auch durch und es folgte ein kurzer Umbau.

Dananch durfte Brett Young eine Stunde auf die Bühne. Und uns war sofort klar, dass der größte Teil der Zuschauer nicht wegen Kelsea Ballerini gekommen ist. Die Halle tobte, man hatte sich ein bisschen an ein Konzert der Backstreet Boys zurück erinnert gefühlt. Die Mädels kreischten und sangen lautstark mit. Ganz frisch kam auch gerade sein 5. Song in die Country Radio Charts. Tatsächlich haben wir auf Gator Country seine Songs täglich hören können. Super sympathisch und durchaus ein Hingucker. Bei „Mercy“ oder „In Case you didn’t know“ leuchteten die Smartphones auf und der ganze Saal sang mit. Aber auch „Here tonight“ wurde natürlich sehr gefeiert. Obwohl ich schon einige seiner Songs kannte, hatte ich keine großen Erwartungen und war daher umso positiver überrascht.

Auch überrascht hatte uns dann, dass nach Brett Young gut ein Viertel (wenn nicht mehr) der Besucher einfach gegangen sind. Nach dem Motto „ich war hier nur für Brett, die Kelsea is mir wurscht“. Habe ich so in Deutschland auch noch nicht erlebt, aber gut, es war ja schon 9 Uhr unter der Woche… Their loss.

Kelsea Ballerini war nämlich einfach super. Natürlich hat sie von Ihrer frischen Aufnahme als neustes und jüngstes Mitglied in die Grand Ole Opry erzählt und sich beim Publikum bedankt, die ihre Songs hören, downloaden und kaufen und sie damit unterstützen. Sie hatte mit 15 mehrere Träume und zur Aufnahme in die Opry ist ihr allerletzter Wunsch auch noch in Erfüllung gegangen. Ratet mal wer Tränen in den Augen hatte? Sie meinte selbst, ab jetzt wär alles nur noch ein Sahnehäubchen. Mir hat gefallen, wie authentisch sie war. Sie sei ein kreativer Kopf und liebt es Songs mit Stories zu schreiben, Kurzgeschichten aus ihrem Leben, die vielleicht aber auch Andere schon so erlebt haben und mitfühlen können, sagte sie selbst bevor sie dann „Get Over Yourself “ anstimmte. Hin und wieder griff sie selbst zur Gitarre, wobei das in unseren Augen leider etwas (Achtung, doppelter Wortwitz:) „gespielt“ aussah.

Nichtsdestotrotz durften wir uns all ihre beliebten Songs wie „Machine Heart” und “Legends” aus dem neuen Album anhören. Natürlich auch „Miss me more“, der auch der gleichzeitig Namensgeber der Tour war. Übrigens ihre erste eigene Tour als Headliner! Aber auch “Dibs”, „Yeah Boy“, “Love Me Like You Mean It” und “Peter Pan” aus dem alten Album waren super – das ich persönlich doch ein bisschen lieber mag.
Das Bühnenbild war einfach, aber stimmig. Rundum hat sie neben all ihren Hits und 3x Outfit wechseln viel erzählt und war alles in allem sehr ungezwungen und sympathisch.

Ihre Mutter und auch ihr Mann waren wohl mit dabei und bis zum Schluß haben wir schwer gehofft, dass sie Morgan Evans für ein kurzes „Kiss Somebody“-Duett auf die Bühne holt – wurde leider nichts draus.

Ein rundum abwechslungsreicher und toller Konzertabend. Kurz nach halb 11 waren wir dann auch froh die eisige Halle wieder gegen 24 Grad Aussentemperatur einzutauschen.

Generell kann ich es euch nur ans Herz legen, in eurem USA Urlaub mal nach Konzerten und Events in eurer Nähe zu schauen. Leider sind durchaus die bekannteren Musiker in größeren Konzerthallen auch oft teurer als in Deutschland, aber dabei sein ist Alles und auch die hinteren Ränge sind oft nicht die Schlechtesten. Vor allem wenn die Veranstaltung – wie in unserem Fall – in einer kleinen Eishockeyarena stattfindet. Dann sieht man eigentlich von allen Plätzen auch ganz gut – wenn auch das Handy nicht die besten Fotos macht.

Nach dem C2C in Berlin und Charles Esten in München, stehen für uns dieses Jahr noch Marren Morris, Wade Bowen, Eric Paslay und die Zac Brown Band auf der Konzert-Liste. Ich kann’s kaum erwarten!

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