HomeMassachusettsUSA

Salem, die Witch City – nur Hocus Pocus oder den Hype wert?

Ich freue mich schon so lange darauf, diesen Artikel zu schreiben. Salem stand schon Jahre lang auf meiner Liste. Es gibt wohl keine Stadt, bei der die Meinungen weiter auseinander gehen – ich hatte von „völlig überbewertet“, über „enttäuschend“ bis zu „sagenhaft“ wirklich alles gehört und musste mir einfach ein eigenes Bild machen. Wir haben Salem, die Witch City, immer im Oktober besucht, kurz vor Halloween, wenn die Stadt für seine Besucher nochmal extra Gas gibt?

Jeder der auch nur annähernd interessiert ist an Hexen, Magie und Übernatürlichem im Allgemeinen, hat schon von Salem gehört oder es bereits auf der Liste der Orte, die man mal besuchen möchte. So war es auch bei mir. Bekannt wurde die Stadt durch die Hexenprozesse von 1692. Zu dieser Zeit gab es vermehrt Anklagen, Verhaftungen und auch Hinrichtungen wegen vermeintlicher Hexerei.

Ich bin in einer Familie groß geworden in denen Intuition, Sensitivität und Natur-Heilmittel immer ein Thema waren. Hätte man die Frauen aus meiner Familie früher als Hexen betitelt? Sehr wahrscheinlich. Wir sind nur einfach sehr naturverbunden, glauben an Mehr als das Auge sehen kann und vertrauen auf unsere innere Kraft und erweiterete Auffassungsgabe.
Spiritualität und Esoterik wird oft gleichgesetzt mit verrückten Ladies in langen Gewändern, Hexenhüten und Kristallkugeln, die in einem dunklen Zimmer sitzen, Räucherstäbchen verbrennen und schwarze Katzen um sich scharen. Das ist aber ein doch eher veraltetes und stereotypisches Bild.
Jede Frau in meiner Familie hat ein gewisses Händchen für unterschiedliche Dinge, die man vielleicht nicht immer rational erklären kann. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass das zumindest bis zu einem gewissen Grad in fast jedem Menschen schlummert – nur über die Jahre hinweg, durch das Aufwachsen mit Religionen, dem Alltag, Angst und der darauffolgenden Lehre das Übernatürliche sei Unsinn, verlieren Viele diese Gabe schon im Kindesalter.

Aus diversen Gründen und Geschehnissen in meiner Vergangenheit interessiere ich mich (wie ihr ja schon länger auch wisst) für das Übersinnliche und somit auch für die Geschichte der Hexenverfolgung. Mir war also immer schon klar, dass ich Salem irgendwann einmal besuchen möchte. Nachfolgend findet ihr nun meine Tipps und Highlights für die Witch City.

Attraktionen in Salem:

Trolley Tour
Die Trolley Tour eignet sich perfekt für den ersten Überblick. An sich ist Salem gut zu Fuß zu erkunden, aber die Fahrt mit dem Trolley bietet euch auch ein bisschen geschichtlichen Hintergrund und nimmt euch auch etwas weiter raus, bis nach Salem Neck und zum Winter Park – beides fand ich super schön und sehenswert. Unser Guide (Marc Scalia) war so lustig, dass ich Tränen gelacht habe – wie sich herausstellte macht er seit Jahrzehnten auch Stand-Up Comedy. Versucht unbedingt mit ihm zu fahren!

Salem Witch Trials Memorial + The Burying Point
Wir haben unsere Stadttour beim Memorial und dem Friedhof gestartet, um direkt in die Geschichte der Stadt einzutauchen. Ein absolutes Must-See in Salem. Gedenktafeln der Verurteilten sind ausgehängt und bis heute sind Blümchen und Kerzen vor vereinzelten Tafeln ausgelegt. Die Geschichte der Hexenverfolgung wird hier so richtig greifbar und real.

The House of Seven Gables
Weil wir noch eine Tour machen wollten, bei der nicht zu viele Touristen dabei sind, sind wir direkt morgens rüber zum House of Seven Gables gelaufen. Bekannt aus dem 1851 erschienenen Roman „The House of Seven Gables“, gebaut von John Turner (einem Händler) ist das Haus zwar bereits des Öfteren umgebaut worden – vor allem auch für den Zweck des Tourismus – aber der Großteil original belassen. Eintritt erhält man nur mit dem Kauf einer ca. 40minütigen Tour – diese kostet zwischen 11-16$ (je nach Alter). Danach kann man selbst durch den Garten spazieren, den einzigartigen Blick auf die Bucht genießen und auch das Haus in dem der Autor Hawthorne geboren wurde, auf eigene Hand erkunden. Insgesamt sollte man sich 1-1,5h Zeit nehmen.

The Witch House
Das sogenannete Hexenhaus ist das Zuhause des Richters Jonathan Corwin gewesen, der damals bei den Hexenprozessen richtete. Man vermutet es wurde 1642 fertiggestellt, genauere Angaben sind aber bis heute nicht gefunden worden. Es ist das einzige Gebäude, dass eine geschichtliche Verbindung zu den Hexenprozessen hat und heute noch steht.
Für 8,25$ kann man eine selbstgeführte Tour durch’s Haus machen. Das Haus stellte alte Relikte der damaligen Zeit aus. Diese beziehen sich alle auf die Zeit der Hexenverfolgung. Leider war unser Besuch damals etwas anstrengend, da meines Erachtens zu viele Menschen in diesem kleinen Haus unterwegs waren – ich konnte mich schwer auf was konzentrieren oder etwas nachlesen, würde aber jederzeit nochmal zu Besuch kommen, wenn die Stadt nicht so voll ist.

Ropes Mansion
Nur ein paar Schritte weiter, im McIntire Historic District, findet ihr die Ropes Mansion. Bekannt als Zuhause von Allison aus dem Disney Film „Hocus Pocus“. Ein Kolonialbau der heute zum Peabody Essex Museum gehört und an Samstagen und Sonntagen sogar kostenlos besichtigt werden kann. Wie auch das Witch House steht die Mansion im National Register of Historic Places. In den Garten kommt ihr übrigens kostenfrei.
Habt ihr ein paar Minuten mehr, empfehle ich die Straße einfach gemütlich runter zu laufen und euch die tollen Häuser anzuschauen. Vor allem im Herbst bieten viele Gebäude tolle Halloween-Deko – ein Spaziergang wert.

Count Orlok’s Nightmare Gallery
Ein Museum mit Figuren aus Horrorfilmen von Früher bis Heute. Da ich sehr schreckhaft bin, hab ich schon ganz genau überlegt, welche Attraktionen ich mir anschaue und welche nicht. In der Nightmare Gallery habe ich gleich zu Beginn gefragt, ob sich die Figuren bewegen. Der Kassierer meinte, nicht dass er wüsste, aber ich soll Bescheid geben, falls sie es tun 😉 Bewegt hat sich Gott sei Dank nichts. Das Museum ist ganz klein und mehr als 30-60 Minuten braucht man nicht. Die Figuren sehen täuschend echt aus. Ich fand es wirklich richtig gut.

Witch Dungeon Museum
Zu Beginn sitzt man in einem Theatersaal und bekommt die WitchTrials durch ein kurzes Theaterstück näher gebracht. Da das Stück mehrfach prämiert wurde, haben wir uns für den Besuch im Dungeon Museum entschieden. Nach dem Stück geht es zusammen mit einem Guide in den Keller – in die Dungeons. Dort wird gezeigt unter welchen Umständen die angeklagten Hexen gefangen gehalten wurden – je nach den Zahlungen, die von der Familie getätigt wurden, desto „angenehmer“ wurde man untergebracht. Von Platz und Sauberkeit kann man nicht sprechen. Wer etwas zart besaitet ist, Angst vor Enge und Dunkelheit hat, der sollte das Museum besser nicht besuchen. Es ist bedrückend, wenn auch spannend und interessant. Ich muss allerdings kein zweites Mal hin.

Weiteres:
Da wir je nur 1 Tag zur Verfügung hatten, konnten wir natürlich leider nicht alle Attraktionen besuchen und mussten uns so aus den Top20 ein paar herauspicken, die uns besonders interessiert haben.
Das Peabody Essex Museum hatte am Montag leider zu. Da viele Attraktionen bereits um 17 Uhr schließen unter der Woche, haben wir das John Ward House, das Salem Witch Museum und auch diverse Walking Tours leider nicht mehr geschafft. Ein Grund mehr, irgendwann wieder herzukommen.

Besucht haben wir ebenso das Salem Wax Museum – ein gruseliger Rundgang der die Geschichte der Stadt nacherzählt. Für mich kein Highlight und daher keine Empfehlung.


Shops

Witch City Wicks
Kennengelernt habe ich den Laden bereits durch Shane (The Candle Enthusiast) und wusste, dass ich als großer Kerzenfan, diesen Laden auf jeden Fall besuchen muss. Ein kleiner Laden mit viel Liebe zum Detail. Hier findet man nicht nur Kerzen, sondern auch Bücher, Öle, sämtliche Mittelchen zur Hausreinigung noch viel mehr. Ein Must-Visit auf der Liste der Kerzenfans und Liebhaber der mystischen Läden

Emporium 32
Für jeden was zu sehen gibt es im Emporium 32. Eine Boutique im Vintage-Style mit vielen spannenden Bereichen. Von Kleidung, Hüten, Schmuck und kleine Seltenheiten und Kostbarkeiten findet man hier alles. Wer ein besonderes Mitbringsel möchte, der sollte hier mal reinschauen.

HausWitch Home + Healing
Super hell und mit einer tollen Energie geladen ist diese schnuckelige Boutique mit Vintage-Einrichtung, Alltagshelfern und Heilmittelchen. Die Besitzerin Erica setzt sich aktiv für Frauenrechte, die LGBT Community und gegen Rassismus ein – das kann man ja nur unterstützen.
Auf den Laden hatte ich mich lange richtig gefreut. Definitiv etwas für diejeniegen unter euch, die in ihrem Leben der Magie und den Heilmitteln der Erde etwas offener gegebenüber stehen. Für Viele ist das Hexengedöhns ja nur Humbug und ein Tourinap – davon gibt es sicher auch genug Läden in Salem – aber dieser hier hat mir wirklich gut gefallen. Für jede Lebenssituation und jedes Befinden, kann man hier fündig werden.

Vampfangs
Hier gibt es Vampirzähne in allen Größen und Farben, aber auch Goth-Kleidung und Schuhe.

Black Craft Cult
Ich liebe diesen Store! Eine riesige, fliegende Hexe ziert die Mitte der alten, umgebauten Bank. Der nicht ganz so günstige Gothik-Store hat allein wegen der Architektur schon euren Besuch verdient.

Food

Ugly Mug Diner
Für ein leckeres Frühstück oder zum Lunch empfehle ich euch das Ugly Mug Diner. Wie der Name sagt, gibt es hier eine hässliche Tasse nach der Anderen. Man kann seine eigene Tasse mitbringen und spenden oder eine Tasse die man haben möchte für 10$ kaufen. Ansonsten ist der Laden echt ein Unikat und überzeugt mit einfachen aber leckeren amerikanischen Burgern, Pancakes und Kaffee.

Turner’s Seafood
Abends wollten wir einen etwas schöneren Rahmen und haben uns für das Turner’s Seafood Restaurant entschieden. Man bekommt hier super leckere Meeresfrüchte, frischen Hummer oder auch nur einen soliden und guten Burger. Die Atmosphäre ist toll, der Personal super freundlich und die Portionen riesig. Nicht sehr günstig, aber man bekommt wirklich was für’s Geld. Wir können vor allem das Fried Seafood Medley empfehlen – wer keinen riesigen Hunger hat, sollte es sich besser teilen und lieber noch zu einer Nachspeise greifen.

Rockafellas
Neu renoviert, bietet diese frühere Bank direkt in der Innenstadt perfekte Lunch-Optionen (aber auch Abendessen natürlich). Wer nicht ewig anstehen möchte, sollte sich schon kurz vor Eröffnung in die Schlange einreihen. Die ausgefallenen Drinks sind empfehlenswert. Wer es besonders abgeschieden mag, kann den Tresorraum für sich reservieren.

Ausflug-Tipp:

Wer mit dem Auto unterwegs ist und noch 1-2 Stündchen übrig hat, dem empfehle ich 10 Minuten weiter südlich nach Marblehead zu fahren.
Auf dem Weg dorthin findet ihr in der 4 Ocean Ave. das Haus von Danny und Max aus „Hocus Pocus“. Nebenan ist das Salem Pioneer Village – ein Freilichtmuseum, dass euch mit in ein Kolonialdorf aus dem 17. Jahrhundert nimmt (Achtung: nur geöffnet von Juni bis September).
Auf dem Old Burial Hill Cemetary in Marblehead wurden u.a. „Hocus Pocus“ gedreht und wer genau hinschaut, findet noch die original Grabsteine aus der Szene. Vom Crocker Park aus habt ihr eine tolle Übersicht auf die Bucht und die hügelige Stadt hinter euch. Downtown oder im Historic Disctrict könnt ihr schlendern und euch einen Kaffee gönnen.


Parken und Unterkunft:

Salem ist die Pilgerstadt aller Fans des Okkulten und Paranormalen – rund um Halloween ist hier also immer die Hölle los. Wir haben sehr früh zentral in der Museum Place Garage geparkt. Eine Stunde hat uns unter der Woche 1,25$ gekostet, was ich einen sehr fairen Preis finde. An Wochenenden und an Halloween zahlt ihr 10$ bis zu 2h und wenn ihr länger steht als 2h (was wahrscheinlich ist) gibt es einen 30$-Festbetrag.
Ich kann euch auch hier empfehlen, je nach Saison und Jahreszeit, voraus zu planen und früh aufzustehen. Die nahen Parkplätze und Parkgaragen sind sehr schnell sehr belegt. Je zentraler man parken möchte, desto früher sollte man dran sein.
Es gibt auch etliche private Parkplätze, bei denen ihr aber meist draufzahlt – wer also früh kommen kann, sollte die offiziellen Parkplätze vorziehen.

Dadurch, dass Salem über die letzten Jahre sehr teuer wurde – vor allem im Herbst – haben wir immer ausserhalb übernachtet. Das DoubleTree Boston North Shore war nur 25 Autominuten nördlich und hatte in gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer früh genug dran ist, kann auch glück bei zentralen Airbnbs haben.
Ebenso eine halbe Stunde entfernt hatten wir 2018 im Shea’s Riverside Inn & Motel übernachtet – auch ein perfekter Ausgangspunkt für einen Tag in Cape Anne und der Essex Area.

Fazit:

Ich war bisher zweimal in Salem und habe es immer geliebt. Im Oktober veranstaltet Salem die sogenannten „Haunted Happenings“ – vermehrte Attraktionen und Veranstaltungen kurz vor Halloween.

Ich muss wahrscheinlich nicht nochmal betonen, dass uns die Stadt wirklich gut gefallen hat. Nicht nur etliche tolle Attraktionen für jeden Geschmack, auch rein architektonisch ist die Stadt ein Hingucker.
Man muss selbst keinen Hang zur Hexerei haben, um hier eine gute Zeit zu verbringen. Natürlich ist es aber gerade für Freunde der Spiritualität und der Mystik ein Muss hier mal vorbei zu schauen.
Vermeidet wenn möglich die Wochenenden, denn die sind immer überlaufen. Gerade im Oktober würde ich euch empfehlen, die Stadt eher Montag bis Mittwoch zu besuchen, um lange Schlangen an Attraktionen und Wartezeiten in Restaurants zu vermeiden. Vor allem die Fotografen unter euch, sollten weit vor den öffnungszeiten der Geschäfte kommen, um Häuser und Attraktionen ohne Menschen avor die Linse zu bekommen.

Für den ersten Überblick ist ein Tag durchaus ausreichend. Salem ist klein und zu Fuß ist alles gut zu erreichen. Wer die Stadt ein wenig entspannter besuchen möchte und auch vorhat mehr Attraktionen zu besuchen, sollte einen zweiten Tag mit einplanen.

_

_

Schreibe einen Kommentar

Country at Heart
Cookie Consent mit Real Cookie Banner