New Orleans – the Big Easy?
Lange genug habe ich mich vor diesen Artikel gedrückt. Denn um es gerade heraus zu sagen, ich war von New Orleans leider als Stadt etwas enttäuscht. Nicht, dass es keine sehenswerte Stadt ist – keinesfalls. Vielleicht lag es auch der großen Erwartung, die so nicht erfüllt wurde. Oder an den vielen tollen Eindrücken in anderen Städten, die völlig überraschend waren und NOLA daher etwas in den Schatten gestellt hatten. Daher wird dieser Artikel nun keine totale Lobhudelei auf New Orleans, sondern mehr ein Artikel mit Tipps, was ihr unbedingt sehen solltet, aber auch was man sich sparen sollte.
Wir haben im Country Inn and Suites By Carlson in der Magazine Street übernachtet, welches mittlerweile durch das The Eliza Jane ersetzt wurde. Nur wenige Fußminuten entfernt vom French Quarter. Ein Auto war hier nicht nötig. Auf das Eliza Jane Hotel hat einen eigenen, bewachten (aber kostenpflichtigen) Parkplatz, falls ihr euer Auto abstellen müsst. Mit 38$/Tag ist das allerdings nicht günstig.
In unserer 7-wöchigen Südstaatenreise hatte ich mich unglaublich auf diese Stadt gefreut. Ich hatte so viele Vorstellungen von „The Big Easy“ durch Bücher, Serien und Filme und hatte die Stadt gedanklich fast ausschließlich auf das French Quarter reduziert. Dies ist aber natürlich nur ein kleiner Teil der Stadt. Trotzdem nicht minder atemberaubend. Die wunderschönen Häuser sind im Antebellum Stil erbaut, mit wunderschönen Balkonen und sich rankenden Pflanzen. Hat man das Glück und sieht gerade kein geparktes Auto, fühlt man sich sofort zurückversetzt in diese vergangene Zeit. Man hört Pferdehufen von vorbeifahrenden Kutschen und an jeder Ecke ertönt Livemusik von Straßenbands. Ich empfehle euch New Orleans abseits der Hochsaison zu besuchen, um die Gebäude und Straßen mit möglichst wenigen Touristen zu erleben.
Abraten würde ich allerdings von der Bourbon Street – die Partymeile des French Quarters. Zwar hat man hier viele Bars, Lokale und Cafés mit Livemusik, leider zieht dies jedoch auch ein etwas seltsames Publikum an. Wir wurden leider sehr an den Ballermann erinnert (nicht, dass ich dort jemals war – aber das ist eben auch nicht meine Wohlfühlumgebung). Klar, gehört diese Straße zur Sightseeingtour dazu – allerdings haben sich abends (wir waren rund um Halloween dort) dann alle Rentner zum Massenbesäufnis getroffen und das kann ja nun schön finden wer mag… ich fands nicht so prickelnd.
Wenn ihr dem etwas entkommen wollt, kann ich euch das gemütliche Café Beignet im Musical Legends Park empfehlen. Ein Bierchen oder Kaffee, gemütlich genießen zu entspannter Livemusik – unter freiem Himmel.
Hauptsächlich ausschlaggebend, warum ich die Stadt nicht so mochte ist der erhöhte touristische Aspekt. Wir waren zu einer Jahreszeit dort, wo wirklich wenig los war. Trotzdem ist sehr viel auf zahlende Touristen ausgelegt und jeder zweite Laden ist ein Souvenirshop oder dergleichen. Alles rund um die Bourbon Street war einfach bisschen dreckig und auf den schnell verdienten Dollar ausgelegt. Klar, das mag auch in Orlando oder Las Vegas der Fall sein – aber diese liegen mir ja auch nicht so sehr.
Nur eine Seitenstraße weiter findet ihr das ACME Oyster House. Auch dies ist sehr bekannt unter Einheimischen sowie Touristen, daher muss man am Abend für einen Sitzplatz schon etwas Zeit für die Warteschlange mitbringen. Nichtsdestotrotz lohnt sich hier ein Platz an der Bar. Dort werden nicht wie üblich an einer Bar Cocktails gemixt, sondern Austern geöffnet. Die größten Austern, die ich je gesehen habe. Diese gibt es dann in allen kulinarischen Varianten. Austern sind sicher nicht jedermanns Sache, aber wenn man schon mal in NOLA ist, dann solltet ihr die überbackenen Austern zumindest einmal probiert haben – eine lokale Spezialität.
Direkt am berühmten Jackson Square könnt ihr euch ins Amphitheater setzen und den Park mit der wunderschönen St. Louis Cathedral bewundern. Fast zu jeder Tageszeit führen hier Musiker oder Entertainer ihr Können auf.
Wer Hunger bekommt, kann sich entweder ein leckeres Südstaatensandwich im Stanley Restaurant schmecken lassen oder natürlich warme Beignets im Café du Monde. Ich empfehle Beides!
Weitere Restauranttipps zur lokalen Küche, findet ihr in meinem Bericht zur Cajun Kitchen.
Ein Tag reicht oft aus, um die „Innenstadt“ von New Orleans zu erkunden. Kutschfahrten machen das French Quarter unsicher. Wer mehr sehen will, kann einen HopOnHopOff-Bus wählen oder setzt sich in eine geschlossene Busrundfahrt. Wir hatten eine kleinere Bustour gewählt, die nur an gewählten Orten hält, dort aber mit dem Guide gemeinsam aussteigt, um vor Ort noch eine Führung zu bekommen. Die Tour die uns vom Hotel als „die Beste“ empfohlen wurde, machte u.a. eine Tour durch das Gebiet, dass am meisten von Hurricane Katrina betroffen war. Katastrophen-Sightseeing finde ich persönlich schrecklich. (Ich habe 2005 zur Zeit von Katrina selbst in den USA gelebt und vieles live mitbekommen – ich muss mir das Armenviertel und die Zerstörung nicht im Touribus ansehen). Von den gebuchten 3h Sightseeing standen wir gut 45min an diversen Hotels rum und eine weitere halbe Stunde wurde „Pause“ in einem McDonald’s gemacht. Ich würde jetzt sagen: Hände weg von dieser Tour – wie ich aber gesehen habe, gibt es diese eh nicht mehr.
Kauft euch also für 44$ lieber das Ticket für das City-Sightseeing mit dem berühmten roten Doppeldecker-Bus. Damit kann man nichts falsch machen.
Es gibt ebenso einige kostenfreie Walking-Tours durch die Stadt, die es wirklich wert sind dabei zu sein. Oft von Studenten oder einheimischen Rentnern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Einfach mal googlen.
Wirklich gut gefallen, hat mir der Garden District. Hier lohnt es sich mindestens einen halben Tag zu Fuß unterwegs zu sein. Eine Wohngegend ganz im Stil des French Quarters, nur schöner und weniger touristisch. So viele kleine nette Läden und Cafés umringt von hübschen Häusern, geheimnisvollen Friedhöfen… what’s not to love?
Wer noch ein bisschen Zeit übrig hat, kann sich die Zeit nehmen und dem Audubon Zoo einen Besuch abstatten. Für knapp 23$ Eintritt können hier ein paar schöne Stunden verbracht werden. Vor allem der sogar preisgekrönte Louisiana Swamp hatte es mir angetan. Kommt gleich morgens um 10 Uhr wenn der Zoo eröffnet, denn er schließt meist schon um 16/17 Uhr, je nach Wochentag. Und es gibt doch so viel zu sehen.
Viele von euch sind ja auf einem Roadtrip und sehen sich noch etwas mehr in Louisiana an, als nur New Orleans. Meine Tipps hierfür sind ein Ausflug zum Hersteller des Tabascos nach Avery Island. Hier fahrt ihr von NOLA etwa 2,5 Stunden mit dem Auto Richtung Westen. Und vergesst nicht, euch auf der Homepage vorab euren Coupon für einen Rabatt auf die Pepper-Sauce auszudrucken! Das Museum und die Factory Tour sind an sich umsonst, nur das „Bottling“ der Sauce von Montag bis Donnerstag kostet 5,50$.
Und mein heißester Tipp für euch ist eine Reise zur Oak Alley Plantation. Dieser Platz hat in meinen Herzen einen ganz besonderen Platz bekommen. Es hat mich ca. 30 Minuten gebraucht, um meine Gänsehaut vor Ort zu verlieren. Ob es an den alten Eichen, dem Plantagenhaus oder einfach der Stimmung vor Ort lag, kann ich nicht sagen. Wir waren dort bis auf wenige andere Besucher allein und der Blick vom Tor hoch zum Haus war menschenleer. Somit lag ein ganz besonderer Zauber in der Luft. Wer in New Orleans ist, muss diese Stunde Autofahrt auf sich nehmen und die Plantage unbedingt besuchen.
In die entgegengesetzte Richtung nach Westen kann ich euch eine wirklich tolle Sumpftour empfehlen. Die Cajun Encounters Tour findet ihr in Slidell. Mit dem Boot geht’s durch die Sümpfe Louisianas – wir haben Alligatoren in rauhen Mengen gesehen, neben Schildkrösten, Vögeln, Waschbären und Wildschweinen. Es war wirklich sehr beeindruckend. Von New Orleans kann man sich direkt am Hotel abholen lassen, günstiger ist es aber selbst dort mit dem Auto hinzufahren.
Fun-Fact: man entarnt sich sofort als Tourist, wenn man ganz cool von „N’awlins“ spricht. Einheimische sprechen auch nicht von „New Or-Leans“, wie wir Europäer es gerne aussprechen. Wollt ihr also alles richtig machen, beeindruckt ihr nur mit der richtigen Aussprache: „New Awlins“ (man spricht also weder das r aus, noch zieht man hinten das i zu lang).
Die Stimmung in der Stadt ist sehr mystisch, mir war es manchmal einfach zu viel. New Orleans ist stolz auf seine spirituelle Wirkung. Wer dafür etwas feinfühlig ist, wird in der Stadt vielleicht überfordert sein. Aus vielen weiteren Gründen ist New Orleans nicht zu meinen Favoriten im Süden geworden. Der Spitzname der Stadt wurde ihr zumindest bei unserem Besuch nicht ganz gerecht. Die große Leichtigkeit („The Big Easy“) habe ich für mich leider nicht entdecken können. Trotzdem finde ich, muss man die Stadt natürlich einmal gesehen haben. Die wunderschönen Bauten im Antebellum-Stil sind durchaus eine Reise wert. Und ihr wisst ja selbst, Geschmäcker sind unterschiedlich und wer weiß – vielleicht sagt sie euch ja viel mehr zu. Wie so oft im Leben, sollte man sich einfach immer sein eigenes Bild machen. Ich bin gespannt auf eure Erzählungen!
Werbung (unbeauftragt!). Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der eine werbende Wirkung haben könnte, ohne das ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt oder bezahlt wurde!
Danke für deinen ehrlichen Bericht. Ich sehe New Orleans mittlerweile etwas zwiespältig entgegen, da ich nun schon öfter von den Schattenseite der Stadt gelesen habe, und schraube meine Erwartungen dementsprechend runter – positiv überraschen kann uns die Stadt ja immer noch. Gespannt bin ich natürlich trotzdem. 🙂
LG
Sabrina
Ja vielleicht nicht schlecht, keine große Erwartung zu haben, denn dann kann’s ja eigentlich nur besser werden. ABER ist ja trotzdem auch Geschmackssache. Bin jetzt schon sehr gespannt, was ihr erzählen werdet. Liebe Grüße, Claudine