Natchez Trace Parkway – Mississippis bester Scenic Trail
Ich möchte euch heute von einem amerikanischen Scenic Trail berichten, der tief im Herzen Mississippis liegt und noch eher zu den unbekannten Park-Juwelen gehört: der Natchez Trace Parkway. Wir sind damals auf unserem Südstaaten-Roadtrip im November auch eher per Zufall auf ihn gestoßen, möchten dieses tolle Erlebnis aber nicht missen.
Solltet auch ihr vorhaben, diesen Weg einmal zu fahren, kann ich euch nur empfehlen ihn auch in Natchez zu starten. Natchez ist eine kleine mystische Stadt im Süden Mississippis, die vor allen durch ihre Altstadt mit vielen alten Antebellum-Villen beeindruckt. Hier könnt ihr prima die Nacht zuvor verbringen und noch etwas Südstaaten-Flair tanken.
Mystisch war es vor allem, da wir uns fühlten wie in einer anderen Zeit oder einer Südstaaten-Filmkulisse. Wir waren teilweise menschenseelen-allein und warteten nur darauf, dass eine „Southern Belle“ auf der Veranda erscheint um uns in einem historischen Kleid zu grüßen, wie man es damals zu Zeiten des Bürgerkriegs trug.
Wir fragten nach dem Lieblingsrestaurant der Dame am Frontdesk und bekamen das „Roux 61“ empfohlen, dass ich somit auch nur an euch weiter geben möchte. Ein gemütliches Lokal mit typischer Südstaaten-Küche. Wer mag, kann hier auch Alligator probieren. Ich hielt mich lieber an die Shrimps.
Beim Natchez Trace Parkway handelt es sich um eine über 8.000 Jahre alte Handelsstraße, die früher von den Cherokee-, Choctaw- und Chickasaw-Indianern genutzt wurde. Im 20. Jahrhundert wurde sie später als Poststraße genutzt. Heute eine sich windende und mittlerweile geteerte Straße, handelte es sich damals noch eher um einen Trampelpfad.
Dieser führt auch heute noch von Natchez in Mississippi, über einen kleinen Teil in Alabama, bis hoch nach Nashville in Tennessee und wird auch „the Devil’s Backbone“ oder einfach „Old Natchez Trace“ genannt.
Über den Weg verteilt, gibt es immer wieder kleine Parkbuchten die mit verschiedenen Attraktionen aufwarten. Sei es ein kleiner Holzwanderweg über Sümpfe und Moor, echte noch bestehende Abschnitte des Pfades von Damals, Wanderwege zu Wasserfällen oder auch Monumente die zum Gedenken erbaut wurden.
Vorbei geht es an ruhigen Wäldern und Seen, die auch eine beachtliche Tierwelt preisgeben. Im November waren wir fast die Einzigen, die den Parkway fuhren. Nur ganz selten kam uns mal ein Auto entgegen. Wir hatten sonniges Wetter und einen wunderbaren Country-Sender im Radio gefunden und genossen die Fahrt wirklich sehr. Wir sahen Rehe und Gürteltiere und auch Geier, die sich über einen angefahrenen Fuchs her machten. Auch gab es Warnschilder vor Bären, das „Glück“ einer Begegnung hatten wir aber leider nicht.
Der Park ist nicht von Überall zugänglich. Wir fuhren direkt in Natchez auf den Pfad und fanden nach einer Kaffeepause außerhalb des Parks fast keine Einfahrt mehr. Es gibt im kompletten Nationalpark keine Restaurants oder Cafés – nehmt euch also Proviant mit oder fahrt zwischendurch ab. Hierzu lohnt es sich im Visitor Center eine Karte zu besorgen, die euch genau sagt, wo man auf den Trace Parkway kommt und wo auch wieder runter. Rastplätze mit Toiletten gibt es natürlich genug. Selten fahren Touristen aber den kompletten 710km langen Weg von Natchez nach Nashville.
Der Traceway war zu Lebzeiten der Indianer ein gefährlicher Handelsweg, den nur die Mutigen auf sich nahmen. Immer wieder wurden Menschen hier überfallen und ihrer Güter beraubt. Auch soll es Morde gegeben haben, sollten die Händler nicht freiwillig ihre Waren an die Diebe abgegeben haben. Auch ohne Guide wird euch auf etlichen Schildern die Geschichte des Parkways nahe gebracht.
Auf Höhe des Milepost 385.9 gibt es alte Häuser, die detailgetreu nach dem Vorbild der damaligen Zeit erbaut wurden. Hier findet ihr ein Informationszentrum (die Meriwether Lewis Information Cabin) sowie Park Ranger die euch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Alle vier Visitorcenter findet ihr hier.
Der Parkway führt ebenso über ein paar traumhafte Brücken. Zu dieser Jahreszeit, in der keine Menschenseele unterwegs ist, auch für Fotographen ein Paradies für tolle Bilder. Vor allem im Herbst bietet die Natur ein buntes Blätterkleid, das gerade bei Sonnenschein wirklich eine Augenweide ist.
Ganz früh am Morgen und auch zur Dämmerung liegen manchmal Nebelschwaden über und den Wiesen und geben euch nochmal das ganz besondere Gefühl, wie es damals gewesen sein muss, diesen gefährlichen Weg zu Fuß zu bestreiten. Immer auf der Hut vor wilden Tieren und Dieben – tagsüber genauso wie nachts. Da sind wir doch froh, sicher in einem gemütlichen Auto zu sitzen.
Kurz vor der Grenze zu Alabama, kommt ihr an Tupelo vorbei. Hier wurde Elvis Presley geboren. Ein Abstecher lohnt sich in jedem Fall. Bei „Elvis Presley’s Birthplace“ kann man sein Geburtshaus und die Kirche seiner Kindheit besichtigen. Ebenso lädt ein kleines Museum ein, sich dort die Geschichte über Elvis‘ Leben in Tupelo anzusehen.
Wir waren auf jeden Fall begeistert von diesem Trail – wahrscheinlich genau weil er sich so unaufgeregt und menschenleer präsentiert hat. Sicherlich ist im Sommer hier mehr los, wenn man wandern, reiten, Fahrrad fahren und auch direkt im Park campen kann. Aber den Charme den der Natchez Traceway Park im Spätherbst an den Tag legt, hat uns verzaubert. Wir kommen sicherlich wieder.