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Daniel Boone National Forest (Kentucky)

Ein völlig unterschätzter Staat bei Urlaubern ist meines Erachtens ja Kentucky. Selbst aktive Südstaaten-Liebhaber verlaufen sich nicht oft in den Bluegrass State, dabei gibt es hier so viel zu erleben – sei es die Natur, den Bourbon Trail oder wie der Name schon sagt, die Musikgeschichte des Bundesstaats.

In unserem Urlaub wollten wir fernab des Massentourismus‘ etwas wandern und die tiefen Wälder Kentuckys besser kennenlernen und haben uns für den Daniel Boone National Forest entschieden. Kein kleiner Wald, wie man jetzt vielleicht denkt – mit etwa 2.800 km² belegt der Daniel Boone National Forest sogar 5% der gesammten Waldfläche Kentuckys.
Der Wald ist in fünf Bezirke aufgeteilt: Morehead, Stanton, London, Somerset und Steams. Bei so viel Fläche ist ein Teil natürlich mit Straßen und Parkplätzen gut ausgebaut, aber ein großer Anteil ist eben noch pure Wildnis. Wir waren im Juni dort und haben eher wenige Mitmenschen angetroffen, obwohl der Forst anscheinend mit knapp 5 Mio. Bersuchern im Jahr einer der meistbesuchtesten Wälder der Südstaaten sein soll. Ein Traum für alle Naturliebhaber – sei es für Touristen die nur etwas wandern wollen oder für Bergsteiger, Angler und Jäger.

Daniel Boone National ForestWir kamen aus Tennessee und sind über Landstraße in den National Forest gefahren. Die Sonne scheint, die kleinen Häuschen auf Hügeln wirken wie gemalt, die Natur erstrahlt in vollem Glanze. Uns ist auf der Fahrt sogar ein riesiger Hirsch vor’s Auto gesprungen, wir konnten gerade noch rechtzeitig bremsen. Man wohnt hier auf dem gleichen Land und ohne Zäune gibt es einfach keinerlei Grenzen zwischen Natur und dem Menschen. Idyllisch und wunderschön – einerseits. Man darf sich hier allerdings nicht der Illusion einer perfekten Welt hingeben. Wir fuhren auch durch Gebiete, in denen eher sozial schwächere Amerikaner wohnen. Wir haben etliche Menschen in zerrissener Latzhose oder ohne Zähne gesehen, die am Straßenrand Feuerholz verkaufen. Viele mit eindeutigen Anzeichen auf Drogen- oder Alkoholkonsum. Verwilderte Häuschen ohne Fenster, in denen aber noch Menschen leben. Teilweise auch alte aber bewohnte Wohnwägen, die ihre besten Tage längst gesehen haben.
Was uns aber am meisten schockiert hat waren nicht unbedingt die vielen Südstaatenflaggen, sondern vor allem Sprüche wie „Vote White“, die an Häusern prangten. Afroamerikaner sieht man hier nur in den Großstädten. Die Kluft ist groß. Der Rassismus hier noch sehr präsent – meist in beide Richtungen. Ich bin gespannt, ob sich das in den USA noch irgendwann mal ändern wird. Leider ein Aspekt den ich an den Südstaaten nicht schätze.

Doch zurück zum National Forest, der trotz dessen wirklich einen Besuch wert ist. Wir kamen über den südlichen Teil herein und haben uns am ersten Tag die Cumberland Falls angesehen, über die ich bereits einen eigenen Artikel geschrieben hatte. Tolle Wasserfälle in naturbelassener Umgebung – diese befanden sich im London District.

Weiter Richtung Norden haben wir einen ganzen Tag im Cumberland Gebiet verbracht, benannt nach dem Cumberland River der sich durch den kompletten Nationalwald schlängelt.
Dort kann ich euch unsere Tour sehr empfehlen. Gestartet sind wir mit einer Fahrt durch den einspurigen Nada Tunnel Richtung Visitor Center. Der 270m lange Tunnel ist ein alter Bahntunnel und wird auch „Gateway to Red River Gorge“ genannt. Reinzufahren ist ein Erlebnis, den man fährt erstmal in komplette Dunkelheit. Im Tunnel ist es ebenso stockfinster und nur am Ende sieht man ein bisschen das Tageslicht reinscheinen. Angeblich soll man hier den Geist eines alten Eisenbahners sehen, wir haben ihn jedoch verpasst.
Copperhead at Daniel Boone National ForestIm Gladie Visitor Center kann man sich mit Rangern austauschen, alle Trails der Umgebung können dort eingesehen werden oder einfach auch nochmal eine Toilette finden.
Im Park selbst sind nur wenige Toiletten aufzufinden und auch keinerlei Restaurants oder Cafés – man sollte sich also schon ein paar Snack und Wasser einpacken, damit man bis zum Abend hin auch durchhält. Je nach Interesse und Zeit kann man sich im National Forest wie oben genannt verschiedene Trails raussuchen, die man laufen kann. Viele sind auch kurz und in 30 Minuten bis 1 Stunde im Rundgang zu machen.

Wir haben uns für die Sky Bridge entschieden. Völlig ungesichert läuft auf einer schmalen Felsformation entlang. Wer Höhenangst hat oder nicht sicher zu Fuß ist, sollte es besser sein lassen. Auch Kinder sollte man besser an die Hand nehmen, um Stürze zu vermeiden. Mitten in der Wildnis hat man so allein ein unfassbar freies Gefühl. Wer genau hinschaut wird auch viel der heimischen Tierwelt entdecken. Bären eher nur früh morgens und zur Dämmerung, aber Adler, Schmetterlinge, etliche Vogelarten und sogar Schlangen, kann man mit wachsamen Auge durchaus finden.
Am Chimney Top Rock hätte ich sie mit eigenen Augen gar nicht entdeckt. Ein Amerikaner hatte uns auf die Copperhead aufmerksam gemacht, die direkt am Wegesrand lag und sich sonnte. Die Kupferkopfschlange ist wunderschön, wenn auch hochgiftig. Also immer die Augen offen halten! Hier ist man übrigens, wie der Name schon sagt, an einem tollen Aussichtspunkt, der hoch oben über den Wäldern trohnt und in alle Richtungen einen atemberaubenden Ausblick gibt. Oben kreisen ein paar Adler. Amerika pur. Der Weg hierher dauert gerade mal 15 Minuten und sollte unbedingt auf eurem Besuch mit eingeplant werden.
Der National Arch ist ebenso sehr sehenswert, eine Felsformation die man im Somerset District findet – ein 20m hoher und 23m breiter Bogen aus Stein, geformt durch Erosion.

Der Daniel Boone National Forest ist kein Nationalpark, daher auch gefühlt noch wilder und ursprünglicher als manche Nationalparks. Täler, Bergkämme, Wasserfälle – alles was das Outdoor-Herz begehrt. Wenn ihr in Lexington seid und euch nach Natur ist, dann besucht diesen Wald und lasst eure Seele baumeln. Der Alltag und die Sorgen sind dort ganz schnell wieder vergessen.

 

Werbung (unbeauftragt!). Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der eine werbende Wirkung haben könnte, ohne das ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt oder bezahlt wurde!

Chimney Top Rock in Kentucky

Natural Bridge Kentucky

 

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