Entlang des Pacific Coast Highway – von San Francisco bis Ecola Beach
Man sagt ja oft „der Weg ist das Ziel“ und so ist es wirklich, wenn man einen Roadtrip von San Francisco bis nach Vancouver, in Kanada, macht.
Wir fahren auf unserem Roadtrip durch 3 amerikanische Staaten (California, Oregon und Washington) und enden in der kandischen Provinz British Columbia. Über die Großstädte und ihre Sehenswürdigkeiten findet ihr eigene Blogartikel – hier geht es heute darum euch zu erzählen, an welchen Orten wir gehalten haben und was ihr auf der Strecke keinesfalls verpassen solltet.
In dem Fall lässt man den „schnelle“ Weg über die I-5 „rechts“ liegen und nimmt den Highway 101 am Meer entlang. Die Strecke hat je nach Staat nochmal einen eigenen Namen: Olympic Highway“ im Staat Washington, „Pacific Coast Highway“ in Oregon und „Redwood Highway“ oder „El Camino Royal“ in Kalifornien.
Die meisten Reisenden, mit denen wir gesprochen haben, machen den Weg anders herum – aber im Nachhinein muss ich sagen, war es für uns die richtige Richtung – vielleicht auch, weil es uns immer besser gefallen hat, je nördlicher wir kamen.
Kurze Anmerkug vorab: wir hatten für den gesamten Urlaub „nur“ 3 Wochen Zeit und daher an einem Tag immer sehr viel Strecke gemacht – die gesamte, hier genannte, Strecke haben wir in 4 Tagen hinter uns gebracht. Das ist äusserst sportlich und ich würde immer empfehlen, mehr Zeit einzuplanen – wenn möglich.
1. Etappe / Tag 1: San Francisco bis Fort Bragg (Pacific Coast Highway, California State Route 1)
Wenn man die Großstadt hinter sich lässt, dauert es keine 15 Minuten Fahrt von der Golden Gate Bridge Richtung Norden, bis einen eine ganz andere Welt erwartet. (In diese Richtung ist die Fahrt über die Golden Gate übrigens kostenlos). Mit einem letzten Stop am VistaPoint winken wir der Stadt und der Golden Gate Brücke Goodbye und düsen los auf den Pacific Coast Highway. Das kalifornische Hinterland mit seinen unendlich gewundenen Straßen holt einen direkt vom Metropolen-Flair zurück auf’s Land.
Unser erste Stop ist der Muir Beach Overlook und kaum ausgestiegen, verschlägt es einem auch schon die Sprache. So viel natur kurz ausserhalb der Stadt, hatte ich gar nicht so schnell erwartet. Ein kleiner Weg führt an den Rand der Klippe wo Land auf Ozean trifft – wunderschön! Unten im Wasser spielt ein Seelöwe, der Wind weht und mit etwas Glück ist man hier an einem Oktober-Montag ganz allein. Man fühlt sich sofort geerdet und freut sich auf die kommenden Orte.
In Stinson Beach fahren wir auf den Parkplatz am Strand, nehmen unseren Kaffee mit, ziehen unsere Schuhe aus und laufen über angenehm kühlen Sand ans Meer. Vorbei am Warnschild vor Weißen Haien, freue ich mich, dass es zum Baden „leider“ zu kalt ist. Wir genießen unsere Pause auf einem Baumstumpf und beobachten hunderte Möwen die ebenfalls im Sand sitzen und pausieren. Auch hier ist so gut wie nichts los und das letzte Fünkchen Großstadtpuls ist wie weggeblasen.
Wir fahren weiter unter strahlendem Sonnenschein zur Lunch-Location unserer Wahl, die ich auch nur jedem ans Herz legen kann: Bei Nick’s Cove bekommt ihr Lunch und Dinner serviert. Wir kommen etwas ausserhalb der Stoßzeiten und bekommen den besten Platz direkt auf dem Steg an der Tomales Bay mit Blick auf’s Wasser. Ich habe hier die BESTEN Fries des ganzen Urlaubs gegessen – was auch immer ihr dort esst, bestellt Pommes dazu.
Als Fan alter Hitchcock Filme war klar, dass wir das Schulhaus aus „Die Vögel“ in der 17110 Bodega Ln besuchen müssen, um dann einen schlagartigen Wetterwechsel zu erleben. Gerade noch strahlender Sonnenschein und auf dem Weg rein nach Bodega Bay wurde es, ganz zur Einstimmung auf Hitchcock-Filme, plötzlich irrsinnig nebelig, es begann zu regnen und Herrscharen von Vögeln flogen über die Bay. Also perfekter hätte man es sich nicht vorstellen können. War auch nur von kurzer Dauer.
Zum Sonnenuntergang sind wir in Mendocino angekommen. Und da hat es mich kurz umgehauen. Für einen kurzen Moment dachte ich: „So, ich schmeiß Alles hin und ziehe hierher. Mache einen Hexenladen und / oder Café auf und komm nie wieder zurück.“ Wie magisch kann ein Ort sein? Kleine Boutiquen. Cafés und ein super heimeliger Buchladen an der Hauptstraße wurden von den letzten Sonnenstrahlen des Tages getroffen und mich damit direkt ins Herz. Hier hätte ich gerne 1 oder 2 Tage verbracht. Wir haben uns vorne am Meer, direkt am Mendocino Arch des Sonnenuntergang angeschaut, bis wir dann die letzten 30 Minuten nach Fort Bragg zu unserem Motel weitergefahren sind.
Unsere Übernachtung:
Wir haben eher aufgrund der Lage die Harbor Lite Lodge gewählt. Sehr einfaches Motel, mit schönem Blick auf eine Bay und unkoventionellem, ulkigen Personal 😉 Für eine kurze Nacht voll okay, weil sauber und gut gelegen.


2. Etappe / Tag 2: Fort Bragg bis Redwood National Park (Pacific Coast Highway, California State Route 1)
Am frühen Morgen haben wir uns einen Kaffee geholt und sind an den Klippen des Glass Beach entlang spaziert. Hatten eigentlich die Hoffnung direkt runter an den Strand zu kommen, der für seine ausgewaschenen Glast-Steine berühmt ist, leider war allerdings alles abgesperrt und eingezäunt. Dafür haben uns Unmengen von Erdhörnchen den Morgen versüsst.
Bevor es weiter „on the road“ ging, haben wir noch die Skunk Railroad* besucht – leider fährt so spät im Jahr nicht mehr jeden Tag ein Zug – aber das ist kein Grund die Bahnstrecke nicht trotzdem zu erleben: Und zwar mit dem Railbike. Wir haben eine solche Tour schon mal in den New Yorker Catskills gemacht und waren so begeistert, dass wir erneut freiwillig strampeln wollten. Die Bikes sind natürlich mit E-Motoren ausgestattet und somit für jedes Alter und Fitnesslevel geeignet. Entlang des Pudding Creek, geht es über rustikale Holzbrücken und durch die Mammutbaum-Wälder von Mendocino County – da hab ich schon bei der Vorstellung fast Tränen in den Augen vor Vorfreude gehabt. Wir hatten die Chance Blaureiher, Fischadler, Schildkröten und Rehe zu sehen. In der Hochsaison der Beeren (Juni / Juli), kann man sogar Bären begegnen. Im Oktober wohl eher unwahrscheinlich, allerdings meinte unser Guide wäre die Woche zuvor erst einer über die Gleise gelaufen.
Nicht ganz günstig ist dieser Ausflug mit knapp 300 $ für ein 2er Bike (variiert je nach Saison) – aber auch ein einmaliges Erlebnis, das ich nur jedem empfehlen kann! Man fährt ca. 15 Minuten Bike bevor man zum ersten mal anhält und eine kleine Geschichtsstunde vom Guide erhält. Danach geht es ca. 20 Minuten weiter bis zum Ende der Strecke – dort erwartete uns ein kleiner Wandertrail und eine wunderschöne Station mit offener Scheune mit Bar, Spielen, Feuer etc. Stell ich mir vor allem auch im Winter, zu kälteren Temperaturen richtig toll vor. Dort haben wir ca. 1h Pause eingelegt, bevor es in einem Rutsch zurück ging.
Wegen mir hätte die Fahrt weitaus länger gehen dürfen, denn vorbei an den großen Redwoods ist das wirklich eine einmalige Strecke.
Am Ende der Strecke befindet sich eine eingestürzte Höhle, die aktuell gerade wieder freigeräumt und sicher gemacht wird, so dass die Strecke in Zukunft auch verlängert wird. Würde ich dann glatt nochmal machen.
Die darauf folgende Fahrt durch kilometerlange Serpentinenstraßen des Pacific Coast Highways war nicht gerade eins meiner Highlights. So wunderschön die Natur durch die Wälder auch war, Toiletten waren Mangelware, die Übelkeit allerdings nicht. Die ganze Fahrt war wirklich sehr anstrengend und wir waren dankbar für den sonnigen Tag – denn an einem regnerischen oder nebeligen Tag, wäre das der blanke Horror geworden.
Wir sind dann etwas von der direkten Route abgekommen und haben das kleine Dörfchen Ferndale besucht. Mir war bekannt, dass Ferndale Halloween besonders feiert und alle Fans des Übernatürlichen und der Hexen- und Monsterwelt hier auf ihre Kosten kommen. Auch wenn wir leider wenig Zeit zum Verweilen hatten, waren wir froh, den Bogen gefahren zu sein. Alles Häuser schienen aus einem anderen Zeitalter zu stammen und wirklich jeder einzelnen Laden war für Halloween dekoriert und geschmückt – und hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Auch hier hätte ich gerne 1-2h länger gehabt für’s browsen durch die Shops und Cafés.
Unsere Übernachtung:
Im Dunklen sind wir vorbei am Redwood Nationalpark und direkt zum Holiday Inn Express in Klamath. Das Hotel war eindwandfrei – super Lage für den Besuch im National-/State-Park. Wer mag kann sich hier abends sogar ins Casino begeben – wir sind allerdings tot ins Bett gefallen.
Kleine Verkehrswarnung:
Schon die ganze Strecke ab San Francisco ist uns aufgefallen, dass vermehrt Menschen an den Straßenseiten entlang laufen – das kannten wir bisher aus dem Süden oder dem Osten der USA noch nicht. Mal mit, mal ohne Fahrrad, mal mit mal, ohne Rucksack. Vor allem auf dem Weg hierher war das auf der State Route bei völliger Dunkelheit nicht nur gruselig, sondern auch sehr gefährlich. Man fragt sich auf weiter Landstraße auch – wo kommen die denn her und wo wollen sie hin? Weil es ist weit und breit ja nichts. Wollte das hier nur als kleine Warnung mal erwähnt haben: Passt also auf euch und auf den nächtlichen Laufverkehr auf. Damit hatten wir irgendwie nicht gerechnet.




3. Etappe / Tag 3: Redwood bis (Highway 101)
Gleich am Morgen sind wir nochmal 20 Minuten zurück Richtung Süden gefahren, um in den Redwood National Park zu fahren – welcher übrigens kostenlos ist und keinen Nationalpark-Pass benötigt. Wir sind einmal also von Nord nach Süd und wieder zurück. Gestoppt haben wir für kleine Trails am Corcskrew Tree, am Big Tree Wayside Parkplatz und am Revelation Loop Trail. Überall lassen sich kurze Trails laufen und mit allen 3 Stops inkl. Fahrt haben wir etwa 3h im Park verbracht. Natürlich geht auch hier mehr – Wanderwege gibt es en masse und ein Trail ist schöner als der Andere. Gewarnt wird man auf Plakaten und von Rangern vor Mountain Lions (Pumas), die hier zuhause sind und immer mal wieder auch gesichtet wurde. Im Gegensatz zu einem schon nicht ungefährlichen Bär, ist diese Begegnung wohl auch nur in der Theorie „cool“, denn Pumas tendieren wohl durchaus dazu nicht sofort wegzurennen und sind aggressiver als Bären. Wir können also von Glück sprechen, keinen gesehen zu haben.
Die Wege beherrbergen übrigens nicht nur jahrhunderte alte Mammutbäume mit bis zu 115 Metern Höhe, sondern durch das maritime Klima auch Regenwälder – dicht bemoste Bäume und Äste, riesige Farne und bei Zeiten kann es auch nebelig werden. Durch die dichten Baumkronen kommt oft kaum bis gar kein Sonnenlicht – es ist also ganzjährig schön moody. Genau mein Wetter. Wunderschön!
Im Redwood Nationalpark wachsen übrigens knapp 50 Prozent des natürlichen Bestands an Redwoods oder auch „Sequoia Sempervirens“ genannt.
Der letzte Stop bevor wir die Staatsgrenze nach Oregon übertreten wäre Crescent City mit seiner wunderschönen Leuchtturminsel Battery Point gewesen. Wir waren dort – aber es hat in Strömen geregnet und die angepeilte öffentliche Toilette wurde bereits als Unterschlupf von Obdachlosen übernommen, daher haben wir nur schnell ein verregnetes Bild gemacht und sind direkt weiter gefahren.
Entlang des Ozeans auf dem Weg Richtung Norden haben wir kurzen Halt an den Natural Bridges gemacht – sehr empfehlenswert. Danach ging es weiter zum Devils Kitchen – Oregon State Parks Vista Point, um den Haystack Rock (No.1) zu besuchen. Hier haben wir einen kleinen Strandspaziergang gemacht, bevor auch dieser Tag langsam zu Ende ging bzw. wir noch etwas Strecke zum Abend hin gemacht haben, bis nach Lincoln CIty.
Unsere Übernachtung:
Unser Bett für die Nacht haben wir im Holiday Inn Express & Suites Lincoln City gefunden. Gab nix zu Meckern.




4. Etappe / Tag 4: Lincoln City bis Ecola und weiter nach Portland
Früh raus ging es gen Norden zum Ecola State Park. Vom Ecola Point Viewpoint haben wir heute (zwar weit entfernt, aber immerhin) unseren ersten Wal entdeckt. War ganz aus dem Häuschen, da ich zu dem Moment natürlich noch nicht wusste, was uns auf Vancouuver Island noch erwarten wird.
Der Ecola State Park bekannt aus Szenen von Twilight, die Goonies, Free Willy, Point Break, Kindergarten Cop und einige mehr. Der Blick über Felsen auf ’s Wasser ist aber auch ohne Filmlocation einfach ein Traum und somit eine absolute Empfehlung. Ich glaub der Tag in Ecola und Cannon Beach ist einer meiner Favoriten im ganzen Urlaub. So viel schöne und unberührte Natur, tolle Ausblicke, Sonne und die Tierwelt.
Denn mitten in Cannon Beach haben uns auf der Straße und in den Gärten privater Häuser auch direkt Elks begrüßt, Wapiti-Hirsche. Und erst wenn man direkt neben einem steht, bemerkt man wie riesig die sind und wie klein man selbst doch ist.
Auch ein Spaziergang durch Cannon Beach lohnt sind. Kleine Läden, Cafés und Restaurants säumen den Weg. Wir haben uns aufgrund der Bierbrau-Liebe meines Mannes für die Brauerei „Public Coast Brewing“ entschieden und dort auch super lecker gegessen. Selbst ich als Nicht-Trinkerin hatte eine tollen Auswahl an alkoholfreien Bieren.
Danach haben wir uns ein Eis geholt und sind zum Cannon Beach gelaufen. Auch zur eigenen Verwirrung hat es geführt, dass wir heute einen weiteren Haystack Rock auf der Liste hatten – warum man im gleichen Staat zwei Felsen gleich benennt, verstehe ich bis heute nicht 😉
Danach ging es für uns erstmal landeinwärts über Portland, nach Seattle, in den Olympic National Park und nach Forks. Von dort aus mit der Fähre nach Vancouver Island und Vancouver in Kanada. Hierzu findet ihr eigene Artikel auf dem Bog.




Fazit
Mehr Zeit ist immer besser – die Route, die wir gewählt haben erstreckt sich über 1.500 Meilen und wenn man auch noch etwas sehen und erleben will, sollte man sich schon ein paar Tage Zeit nehmen. Hätten wir nicht eine begrenzte Zahl an Urlaubstagen hätte ich für die 101 gerne 1-2 Tage mehr eingeplant, vor allem um vielleicht auch einfach mal einem Hotel mit Meerblick länger zu verweilen und die Natur einfach bisschen auf einen wirken zu lassen. Da es aber unser erstes Mal auf dem 101 war, haben wir es als „Forschungsreise“ betrachtet, um zu sehen, wo wir ggf. nochmal hin zurück möchten und um ein Gefühl zu bekommen, wieviel Zeit man wo verbringen kann / sollte.
Kalifornien war wunderschön, der Pacific Coast Highway ist ja einer der beliebtesten Strecken der USA. Aber mich hat er nicht so abgeholt wie Oregon. Definitiv möchte ich nach Oregon zurück reisen und nochmal etwas mehr Zeit am Meer verbringen zu können. Auch Cannon Beach bleibt mir in besonders schöner Erinnerung – ein ganz typischer Ort an dem man sofort denkt „scheiß drauf, ich schmeiß alles hin und mach hier ein Café auf“.